Montag, 28. November 2016

{Rezension} Die Flucht

Autorin:  Ally Condie


Inhalt 


Nachdem Cassia aus dem sicheren aber kontrollierten Umfeld der Stadt Oria heraus in ein Arbeitslager einer anderen Provinz versetzt wurde verändert sich ihr Blick auf die ihr bekannte Welt erneut. Hatte sie auch vorher schon eine Ahnung davon bekommen, dass in dem ihr vertrauten System nichts so war wie es schien, so wird ihr erst jetzt der Ausmaß dieser Erkenntnis bewusst und sie versucht weiterhin zu fliehen. Angetrieben wird sie dabei durch ihre Liebe und Sehnsucht nach Ky, der in die äußeren Provinzen abtransportiert wurde, um dort als Kanonenfutter für die Gesellschaft herzuhalten. Ihn zu finden bestimmt ihr ganzes Dasein. Sowohl Cassia als auch Ky gelingt es in die Canyons der äußeren Provinzen zu fliehen, wo sie jedoch ein ums andere Mal ums Überleben kämpfen müssen und an ihrer Suche nacheinander fast zu zerbrechen drohen.

Meine Meinung 


Nach „der Auswahl“ hatte ich sehr hohe Erwartungen an den zweiten Band der Cassia & Ky-Trilogie! Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, was Cassia vor den Toren der ihr bekannten Welt vorfindet, wie sich ihre Liebe zu Ky entwickelt – und welche Rolle eigentlich Xander in dem Ganzen spielt. Viele meiner Erwartungen wurden erfüllt, Fragen geklärt und doch war ich ein wenig enttäuscht. Ally Condie hat es meiner Meinung nach nicht verstanden die ihr ganz eigene Art der Spannung des ersten Bandes aufrecht zu erhalten. Auch wenn Cassia durch das Eintauchen in eine ihr unbekannte Welt scheinbar mehr neues erlebt und die Flucht verspricht spannend zu werden, wirkt genau das, sowie das ewige Nacheinander-Suchen von Cassia und Ky in den Canyons, viel zu langatmig. Im ersten Band schaffte es Condie noch, mich trotz eher ruhiger Entwicklungen – oder gerade aufgrund dieser speziellen, subtileren Art der Spannung – mitzureißen, dieses Mal musste ich mich an manchen Stellen zwingen weiterzulesen. Auch das Verhältnis zwischen Xander und Cassia verwirrte mich an einigen Stellen und ließ mich wieder mit ein paar Fragen zurück. Gut fand ich, dass im Gegensatz zum vorherigen Band abwechselnd aus Cassias und Kys Sicht geschrieben wurde, was einen noch tieferen Einblick in beide Charaktere gab.

Fazit 


Leider wurden meine Erwartungen, die ich auf Grund der Begeisterung über den ersten Band hatte, nicht erfüllt und an manchen Stellen zog sich die Handlung sehr langatmig dahin. Dennoch würde ich „die Flucht“ denjenigen, die Cassia & Ky wie ich ins Herz geschlossen haben und wissen wollen, wie es mit ihnen weitergeht, empfehlen. Die veränderte Erzählweise aus Sicht beider Protagonisten, die weitaus mehr Einblicke in ihre Gefühlswelt und ihren Charaktären noch mehr Tiefe gab, hat mir sehr gefallen und es geschafft, mich trotz der manchmal zähen Handlung wieder in ihre Welt zu entführen. Dafür erhält das zweite Band der insgesamt wunderbaren Trilogie von Ally Condie von mir 3 von 5 Federn.




Sonntag, 27. November 2016

{Rezension} Die Auswahl

 Autorin:  Ally Condie

Inhalt 


Die 17-Jährige Cassia wächst in der Provinz Oria auf, einer Gesellschaft der Zukunft, in der von Nahrung über Literatur bis hin zur Partnerwahl alles nach einem strengen System geregelt ist, welches laut Regierung dazu dient, das Beste aus jedem Menschen herauszuholen. Zu Beginn der Geschichte befindet sich Cassia gerade auf dem Weg zu ihrem Paarungsbankett, in der ihr bester Freund Xander zu ihrem Partner auserwählt wird. Zunächst ist ihre Freude groß, doch als sie den Mikrochip, der alle Informationen über ihren zukünftigen Ehemann enthält öffnet, erscheint ein Anderer: Ky, ein Ausgestoßener, der aufgrund seines Status als „Aberration“ gar nicht gepaart werden kann. Obwohl ihr versichert wird, dass lediglich ein Fehler vorliege und die Paarung mit Xander nach wie vor rechtskräftig sei, beginnt sie sich für diesen besonderen Jungen zu interessieren, der, wäre er keine Aberration, anscheinend perfekt zu ihr passen würde. Während Cassia und Ky sich langsam annähern, erkennt sie immer mehr, welche Geheimnisse die Gesellschaft hinter dem perfekten Schein zu verbergen hat und beginnt zum ersten Mal in ihrem Leben an dem System, an das sie seit ihrer Geburt glaubt, zu zweifeln. Als Ky dann eines Tages unangekündigt verschwindet trifft Cassia eine Entscheidung und führt den Leser damit hinter die Fassade und zeigt ihm die Welt, die außerhalb von Oria existiert.

Meine Meinung 


Obwohl Ally Condie den Leser zunächst langsam an ihre Welt heranführt, ist man von Anfang an hineingezogen in diese faszinierende, andersartige aber vielleicht mögliche Version der Zukunft, in der sogar die Handschrift verboten wird, um so wirklich jede Art der Kommunikation überwachen so zu können. Cassia erlebt man zwar als sehr angepasste und ruhige Person, die aber dennoch durch ihre tiefgründigen Gedankengänge und ihre Neugier nicht zu einem langweiligen Charakter abflacht. Im Gegenteil, gerade diese zu Anfang sehr blauäugige Sicht auf ihre Welt, die sich nur sehr langsam lichtet, holt den Leser ab, und lässt ihn sich mit ihr gemeinsam weiter entwickeln und den Schleier lüften. Auch die zarten Bande der Liebe, die sie mit Ky knüpft bestechen durch ihr ganz eigenes Tempo und die unaufgeregte Art, welche dem ganzen Weitaus mehr Tiefe und Ernsthaftigkeit geben als es die explosive, leidenschaftliche auf-den-ersten-Blick-Liebe, die so oft beschrieben wird, je könnte. Der intensive Einblick in Cassias Gefühlswelt, sowie ihre langsame aber stetige Entwicklung lesen sich flüssig, sind stimmig und geben einem Raum, sich selbst mit zu entwickeln. Trotz dieser oft ruhigeren Entwicklungen fehlt es dem Buch an keiner Stelle an Spannung, man steckt tief in den emotionalen Verwirrungen bezüglich Xander und Ky, richtig und falsch und lässt nach und nach gemeinsam mit Cassia immer mehr Zweifel an dem System aufkeimen und verfolgt gespannt wie sie versucht daraus auszubrechen.

Fazit 


Ally Condie hat hier eine ganz erstaunliche Zukunftsversion gemalt. Gerade die unaufgeregte, ruhige Art der Handlungsentwicklungen und Einblicke in Cassias Gefühlswelt lassen den Leser ungewöhnlich tief eintauchen und mit ihr leiden, wenn ihre Welt nach und nach Risse bekommt. Verzweifelt verfolgt man ihre Entwicklung, versucht Lösungen oder Möglichkeiten des Ausbrechens zu finden und wird bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen! Für dieses außergewöhnliche Werk hat Condies erster Teil der Cassia & Ky – Trilogie 5 von 5 Federn verdient!



Freitag, 25. November 2016

{Rezension} Das Land der verlorenen Träume

 Autorin:  Caragh O´Brien

Inhalt 


Nachdem Gaia in einem atemberaubenden Finale aus der Enklave flüchten konnte, wandert sie durch die Ödnis, die Wharfton und die Enklave umgibt - in der Hoffnung, irgendwo am anderen Ende auf Leben zu stoßen, welches laut ihrer Mutter im „Toten Wald“ existiert. Angekommen in Sylum, wie die Menschen dort den „Toten Wald“ nennen, ist sie ohne Verschnaufpause mit neuen Problemen konfrontiert. Die zunächst freier und glücklicher wirkende Gemeinde ist aufgrund eines steigenden Mädchenmangels vom Aussterben bedroht und unterwirft sich daher einem strengen Reglement, in das sich die willensstarke Gaia nur schwer einfügen kann. Zudem hat sie mit einem großen Gefühlschaos bezüglich mehrerer Männer zu kämpfen, welches sie einige Male in Schwierigkeiten bringt. Nach und nach geht sie ihren Weg in dieser neuen Welt und kommt dabei dem Geheimnis auf die Spur, warum zu Anfang jeder Neuankömmling in Sylum an der sogenannten „Schwellenkrankheit“ leidet und warum Niemand die Gemeinde danach wieder lebend verlassen kann.

Meine Meinung 


Wie schon der erste Teil der Trilogie schreitet die Handlung spannungsgeladen voran und gönnt dem Leser kaum eine Pause. Auch dieses Buch habe ich von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen, wollte wissen, wie sich diese oder jene Geschichte weiterentwickelt und was hinter all den alten und neu aufgeworfenen Fragen steckt. Mit der Zeit ging mir allerdings Gaias Wankelmütigkeit bezogen auf zu viele Männer etwas auf die Nerven. Auch wenn die Idee dahinter schön war, auch in dem Bereich von der Norm abzuweichen und nicht von der so oft gelesenen romantisch-kitschigen Liebe auf den ersten Blick zu schreiben, sondern etwas mehr Realität einzuarbeiten. Wie schnell Gaia Gefühle für sogar drei Männer entwickelt, stetig verändert und sich entgegen ihrer sonst so überlegten, charakterstarken Art viel zu leicht beeindrucken lässt und völlig kopflos handelt fand ich einfach zu weit hergeholt. Abgesehen davon hat mich die Geschichte nach wie vor in ihren Bann gezogen und es geschafft die Spannung und das Tempo beizubehalten, sodass man sofort zum dritten und letzten Teil der Trilogie greifen muss!

Fazit 


„Das Land der verlorenen Träume“ ist eine gelungene Fortsetzung! Alte Fragen werden geklärt, neue aufgeworfen und die Handlung schreitet ohne Pause voran. Einzig Gaias Gefühlswelt und ihr Verhalten gegenüber verschiedener Männer fällt ein wenig aus dem Rahmen, passt meiner Meinung nach gar nicht zu dem von Caragh O´Brien gezeichneten Bild der Protagonistin und hat mich an einigen Stellen irritiert. Trotzdem eine ganz klare Leseempfehlung! Aufgrund der kleinen Schönheitsfehler erhält das ansonsten absolut lesenswerte fesselnde Werk von mir 4 von 5 Federn.


 

Sonntag, 20. November 2016

{Rezension} Die Stadt der verwunschenen Kinder

 Autorin:  Caragh O´Brien

Inhalt


Die 16-jährige Gaia Stone lebt in einer Welt der Zukunft, in der es den Menschen durch den Klimawandel an Grundgütern wie Wasser oder Strom fehlt. Wie ihre Mutter erfüllt sie als Hebamme ihres Sektors Wharfton eine wichtige Aufgabe für die angrenzende von einer Mauer umgebende Enklave, der sie jeden Monat die 3 erstgeborenen Babys abgeben muss. Bisher hat sie weder das in Frage gestellt, noch warum die Bewohner innerhalb der Enklave so viel wohlhabender leben dürfen als sie selbst. Dies ändert sich, als man ihre Eltern ohne Vorwarnung verhaftet und in die Enklave verschleppt. Gaia setzt alles daran, um sie zu finden und stößt dabei auf Geheimnisse, die nach und nach an ihrer Weltanschauung rütteln.

Meine Meinung


Auf dieses Buch bin ich eher zufällig gestoßen und hätte nie erwartet, dass es mich direkt von der ersten Seite an so mitreißt. Man befindet sich bereits zu Anfang mitten in Gaias erster eigenständigen Geburt als Hebamme und wird damit völlig unvorbereitet in ihre Welt geworfen. Auch direkt danach geht es rasant weiter - dass sie das Baby der Mutter sofort entreißt, um es an der Stadtmauer abzugeben ist entsetzlich und wirft einige Fragen auf. Nach dieser für Gaia „normalen“ und alltäglichen Vorgänge findet sie ihr Zuhause verlassen vor. Eine für mich völlig neue Herangehensweise an eine dystopische Welt - statt sie langsam in ihrem Alltags-Müßiggang dem Leser näher zu bringen, steigt man direkt an einer Stelle ein, in der sie bereits erste Risse bekommt. Auch die Berufung Gaias als Hebamme ist eher ungewöhnlich, sowie ihr durch ihr vernarbtes Gesicht entstelltes Äußeres. Nicht nur diese Attribute unterscheiden sie von der typischen unschuldigen, wunderschönen, schüchternen Protagonistin so vieler anderer Dystopien. Sie stößt nicht per Zufall auf Jemanden, der sie zum Nachdenken oder Handeln bringt, oder lässt sich passiv retten, sondern bildet sich von Anfang an ihre eigene Meinung und lässt ihren Gedankengängen selbst Taten folgen. Bereits von der ersten Seite an sympathisiert man mit dieser außergewöhnlichen, aufgeweckten, charakterstarken und gutmütigen Protagonistin und fiebert bis zur letzten Seite mit ihrem Schicksal mit. Dabei wird dem Leser keine Pause gegönnt, die Ereignisse überschlagen sich, die Handlung nimmt ungeahnte Wendungen, und man muss sobald man das Ende erreicht hat sofort die Fortsetzung zur Hand nehmen.

Fazit


Das Buch hat alles, was sich ein Dystopie-Liebhaber wünscht : eine uns fremde, geheimnisvolle und doch irgendwie ähnliche und dadurch mögliche Welt, eine außergewöhnliche Protagonistin – die mal nicht „einfach nur wunderschön“ ist, und natürlich Spannung und Emotionen von der ersten bis zur letzten Seite. Dafür bekommt Caragh O´Briens literarisches Debüt von mir 5 von 5 Federn.